Ein Sonntagnachmittag Spaziergang entpuppte sich als Ausflug in die Geschichte.
Zuerst gingen wir eine kleine Allee entlang, die sah so aus als ob hier früher mal eine kleine Straße existierte. Aber wo führte diese hin? Dann stand mitten im Wald plötzlich dieser Gedenkstein der Geschwister Scholl. Weit und breit keine anderen Dinge die an Menschen erinnern.
Ein paar Meter weiter dann doch die ersten Ruinen im Wald, aber das sind eher Mauerreste oder ein Haufen Steine.
Dann tauchte noch ein Gewächshaus auf und viele weitere Dinge die an eine Siedlung erinnern. Am Ende noch ein Bunker, der für Fledermäuse zugemauert wurde.
Die Recherche gestaltete sich schwierig, am Ende aber bekamen wir dann doch noch nähere Infos.
Ein jüdischer Bankier baute hier in der brandenburgischen Abgeschiedenheit ein Anwesen für seine Pferde. Unter Einheimischen als Lankenberg Schloss bekannt. Die genaue Entstehungszeit ist nicht bekannt, man nimmt aber an das hier zum Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Es entstand eine großzügige Villa, Stallungen, Wirtschaftsgebäude und Pferdekoppeln. Auch ein Park und Obstgarten sowie Gewächshäuser zur Eigenversorgung entstanden.
Die Familie verließ Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Richtung Kalifornien. Das Gelände blieb nicht lange ungenutzt. Die Abgeschiedenheit schuf Begehrlichkeiten. Die Firma Feistel übernahm das Gelände 1935 und produzierte hier bis zum Kriegsende Leuchtmunition. Zusätzliche Gebäude im südlichen Teil wurden errichtet, wir nehmen an das einige Mauern die wir dort noch stehen aus dieser Zeit stammen.
Hier waren rund 30 Menschen beschäftigt, auch Fremdarbeiter aus den Ostgebieten wurden hier beschäftigt.
Nach Kriegsende wurde die Firma liquidiert, die Anlagen waren aber unzerstört. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden nutzten aber Baumaterial von hier, um ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Ein paar Jahre wurden auch Flüchtlinge in der Villa untergebracht.
Mit Gründung der DDR wurde dann hier eine Lehrgärtnerei eingerichtet, es erfolgten zusätzliche Umbauten. Auch weitere Gewächshäuser wurden errichtet, diese kann man heute noch in Überresten erkennen. Die Ausbildungsstätte bekam den Namen „Geschwister Scholl“, damit erklärt sich jetzt auch der Gedenkstein. Im Sprachgebrauch wurde die Schule auch Schollhof genannt. Die Ausbildung hier endete schon in den 1960er Jahren, aber der Gewächshausbetrieb wurde noch bis 1988 weiter geführt.
Bis zum Ende der Bewirtschaftung wohnten hier auch noch 2 Familien. Als die Wende kam, war der Schollhof schon unbewohnt. Die früheren Eigentümer, die Familie Schnaps bekam das Grundstück zurück hatte aber kein Interesses daran, da sie immer noch in Amerika lebten.
Nach 10 Jahren bekam der Landschafts Förderverein die Möglichkeit das Gelände zu erwerben und 2005 wurden die ruinösen Gebäude dann abgerissen und die Fläche in das hier entwickelte Naturschutzkonzept eingegliedert.
Nach über 100 Jahren schloss sich der Kreis, die Natur bekam ihr Gelände wieder zurück.
Wir konnten noch ein paar wenige Reste des Scholhofes finden und dokumentieren.